Oberharzer Wasserregal
Direkt im Anschluss an die erste Etappe des Hexenstiegs ging meine Reise nahtlos in die zweite Etappe über. Diese startet am Bärenbrucher Teich bei Buntenbock, nahe Clausthal-Zellerfeld im Harz. Die zweite Etappe erstreckt sich offiziell über 22,1 Kilometer, doch aufgrund einer Umleitung vor Torfhaus war sie etwas länger. An diesem sonnigen Tag war das Gebiet um die Teiche bei Buntenbock stark frequentiert, besonders durch Spaziergänger und Touristen, begünstigt durch die Nähe eines Campingplatzes.
Am oberen Nassenwieser Teich überquerte ich den Damm und es wurde sofort ruhiger - hierher verirrten sich wohl weniger Menschen... Nachdem ich die zwei Angler am oberen Nassenwieser Teich und auch die Mountainbiker unterhalb des Damms hinter mir gelassen hatte, führte mich der Pfad wieder in den Wald. Über einen steinigen und wurzelreichen Weg gelangte ich zum Ententümpel. Hier gab es zwar keine Enten, dafür aber die Innerstequelle, die erste Quelle entlang des Harzer Hexenstiegs. Sowohl der Ententeich als auch sämtliche andere Teiche (Bärenbrucher Teich, Nassenwieser Teiche usw.) wurden bereits um 1600 für den Bergbau angelegt und sind heute noch intakt und in Betrieb, da sie einen wichtigen Teil der Oberharzer Wasserwirtschaft darstellen und Teil des UNESCO-Welterbes sind.
Nach einem kurzen Abstecher zur Quelle führte mich der Weg über eine kurze, gerade Strecke Forststraße in Richtung Huttaler Widerwaage und der Stempelstelle 128 der Harzer Wandernadel. Da dieser Ort nicht besonders gut ausgeschildert und etwas versteckt ist, war es überraschend sauber und definitiv einen Besuch wert. Von hier aus begann eine weitgehend ebene Wanderung bis kurz vor Torfhaus entlang des Dammgrabens. Vor Torfhaus ging es dann deutlich bergauf, aber zunächst verlief der Weg auf einer Höhe von 605m ü. NHN entlang des Huttaler Grabens.
Beim Überqueren der B242 stellte sich heraus, dass dies schwieriger war als gedacht. In einer langgezogenen Kurve musste man sich auf sein Gehör verlassen und die Straße überqueren, wenn man nichts mehr hörte. Diese Stelle erfordert dringend Verbesserungen, insbesondere wenn in Zukunft mehr leise Elektroautos die Straße befahren werden. Dann erblickte ich das erste Schild mit einer Kilometerangabe nach Thale, dem Ziel des Hexenstiegs. Ein kurzes Stück führte nun abseits von Gräben durch den Wald, bevor ich an den Dammgraben kam, der mich nun bis kurz vor Torfhaus begleitete. Am Anfang des Damms passierte ich den Sperberhaier Damm, ein Aquädukt, das das Wasser in 16 Metern Höhe über die Senke des Sperberhaies führt und entsprechend spektakulär ist.
Am Ende des Damms befindet sich das Dammhaus. Ursprünglich diente es als Diensthaus für Arbeiter und Wartungspersonal des Damms, heute ist es ein beliebtes Ausflugslokal mit Biergarten, das bei gutem Wetter sehr gut besucht ist. Mein Weg führte mich jedoch strikt weiter den Hexenstieg entlang, auch wenn ich kurz über ein leckeres Schnitzel nachdachte. Leider war das Gebiet aufgrund anhaltender Trockenheit, Stürme und damit verbundener Holzfällerarbeiten stark beeinträchtigt. Doch dann stieß ich plötzlich auf eine Quelle, was eine sehr positive Überraschung war, da ich befürchtet hatte, bald mein Trinkwasser filtern zu müssen. Entsprechend machte ich hier kurz Rast und füllte meine Wasservorräte auf.
Weiter dem Weg folgend musste ich die B498 überqueren, was einfacher war als die letzte Überquerung einer Bundesstraße. Von nun an führte der Weg immer talwärts entlang des Dammgrabens. Nach wenigen Minuten erreichte ich die Eisenquelle mit der gleichnamigen Schutzhütte, die ich auch für die Übernachtung nutzte. Das Wasser der Eisenquelle eignet sich weniger zum Trinken, da es sehr eisenhaltig ist und entsprechend riecht.
Dem Dammgrabend folgend, vorbei an Altenau, verlief der Weg größtenteils im Schatten des Waldes und aufgrund des Wassers war es auch bei sommerlichen Temperaturen sehr angenehm zu wandern. Immer wieder kam ich an Fehlschlägen vorbei, speziellen Bauwerken am Damm, durch die überschüssiges Wasser ablaufen kann, ohne den Damm zu beschädigen oder wegzuschwemmen. Nachdem ich Altenau hinter mir gelassen hatte, kam ich am Silberbrunnen vorbei, der jedoch nahezu ausgetrocknet war. Bevor man dort einen Becher mit Wasser gefüllt hatte, wäre man verdurstet. 3 Kilometer vor Torfhaus kam dann die nächste Ernüchterung: Der Magdeburger Weg, ein spektakulärer Weg entlang einer Steilwand, war aufgrund von Erdrutschen und Sturmschäden gesperrt und wurde, wie ich nach meiner Wanderung herausfand, aufgegeben. Das heißt, man wird ihn nicht mehr gehen können. Entsprechend musste ich eine Umleitung gehen, die die Wegstrecke verlängerte. Mittlerweile wurde der Hexenstieg auf diesem Teilstück offiziell verlegt und führt nun zumindest unterhalb des Magdeburger Weges durch das Tal und auf der östlichen Seite des Tals hinauf nach Torfhaus.
Die Höhenmeter über die Wolfswarte waren nicht ohne. Daher entschied ich mich in unmittelbarer Nähe zur Landstraße nach Torfhaus zu wandern. Der Weg führte über die 5 Kilometer vom Verlassen des offiziellen Hexenstiegs bis Torfhaus, der höchsten Siedlung Niedersachsens, stetig und steil bergauf auf 800 m ü. NHN. Da sich auch das Wetter änderte und deutliche Anzeichen für Unwetter aufzogen, musste ich mich etwas beeilen, um in Torfhaus noch einen Bus nach Bad Harzburg zu bekommen. Kurz vor Torfhaus ging es über
einen Pfad oberhalb der Steilwand und des Magdeburger Weges. Dieser Pfad war von den Förstern freigeräumt und gesichert, die Zeichen des Erdrutsches und der Sturmschäden waren jedoch auch hier deutlich zu sehen, sodass man erahnen konnte, was auf dem Magdeburger Weg los gewesen sein muss.
Die letzten Meter führten dann über Großparkplätze bei Torfhaus zum Ziel der zweiten Etappe: Torfhaus.
Die zweite Etappe wird oft in zwei einzelnen Abschnitten unterteilt, wobei die Trennung in Altenau erfolgt. Doch meiner Meinung nach kann man die gut 22 Kilometer auch in einem Stück bewältigen, besonders weil es nur zum Ende hin einen erwähnenswerten Anstieg gibt.
Etappendaten
Etappe 2: Buntenbrock – Torfhaus (22 km, Wegeführung von 2020)
Wegezeit: Ca. 6 StundenAnstieg: 713m, Abstieg: 479m