Im Mai 2017 begann meine erste Schwarzwaldtour, mit dem Ziel, den Westweg von Pforzheim bis Basel zu erwandern. Im Sommer 2020 kehrte ich dann erneut an diesen Ort zurück, diesmal jedoch in Begleitung meiner neuen Freundin, um den Westweg gemeinsam zu erleben.
Unsere Reise begann am Pforzheimer Bahnhof. Gegen 11:00 Uhr kamen wir mit dem Zug aus Stuttgart an. Der ursprüngliche Plan war, noch schnell bei einem Kiosk Halt zu machen, um Postkarten für zu Hause zu besorgen. Doch an einem Himmelfahrt-Donnerstag war das Vorhaben zum Scheitern verurteilt – kein Kiosk weit und breit. So entschieden wir uns kurzerhand, zum Busbahnhof zu gehen und mit dem Bus zum Kupferhammer zu fahren, einer Gaststätte, die sich direkt am Startpunkt des Westwegs befindet.
Heute, drei Jahre später, kann ich sagen, dass der Bus die schlechtere Wahl war. Trotz der Empfehlungen in den Reiseführern ist der Weg zu Fuß durch den Ort und den Park definitiv die angenehmere Variante. Der Weg führte uns von der Bushaltestelle direkt zur Goldenen Pforte, dem offiziellen Start des Westwegs, Ostwegs und Mittelwegs. Von der Nagold wehte eine erfrischende Brise, und erst jetzt merkten wir, wie heiß es eigentlich schon war – rund 30°C.
Viel los an der Goldenen Pforte
An der Goldenen Pforte machten wir eine kurze Pause, um unsere Rucksäcke neu zu sortieren, Gepäck umzupacken und uns einen erfrischenden Schluck zur Stärkung zu gönnen. Während wir hier verweilten, bot sich uns immer wieder dasselbe Bild: Wanderer mit schweren Rucksäcken erreichten die Pforte, hielten inne für ein schnelles Foto, und setzten dann ihren Weg mit einem entschlossenen Schritt fort. Nach etwa zehn Minuten war es auch für uns so weit: Der Westweg hatte nun offiziell begonnen!
Kurz bevor wir aufbrachen, kam uns eine Frau mit Hund entgegen – vermutlich eine Einheimische aus Pforzheim. „Na, geht’s auf den Westweg?“, fragte sie. „Ja, irgendwann bis Basel, aber dieses Wochenende nur bis Forbach!“, antworteten wir. Dass gesundheitliche Probleme uns daran hindern würden, unser ursprüngliches Ziel zu erreichen, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Doch 2020 kehrte ich mit meiner neu gefundenen Liebe an diesen Ort zurück, um den Westweg erneut zu erwandern. Diesmal kamen wir bis nach Forbach – auch dort mussten wir jedoch mit gesundheitlichen Problemen kämpfen, allerdings von ganz anderer Art.
Urbane Waldwege und kurzweilige Abschnitte
Nach wenigen Metern bergauf führte uns der Weg über die Landstraße, vorbei an der Ruine Hoheneck, von der jedoch nur noch wenig mehr als eine Erinnerung an vergangene Zeiten übrig blieb. Weiter ging es über relativ urbane Waldwege, gesäumt von parkenden Autos, Spaziergängern und leider auch einigem Müll. Vorbei an Kleingärten und dem Jugendzeltplatz Hoheneck erreichten wir schließlich die erste richtige Treppe des Westwegs – ein kleiner, aber wichtiger Schritt auf unserem langen Wanderweg.
Der Abstieg über die Treppe war ein angenehmes Vergnügen, eine willkommene Erleichterung für die Beine. Ganz anders als die steilen, herausfordernden Stufen, die später auf den folgenden Etappen noch auf uns warteten – doch das wusste man zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Diese Treppe zählt wohl zu den schönsten auf dem gesamten Westweg, zumindest aus der Perspektive der Gelenke. Selbst mit einem Rucksack spürte man keinen Druck auf den Knien. Wir setzten unseren Weg fort und passierten den Ludwigsplatz, vorbei an einer Bäckerei, einem kleinen Laden und der Apotheke. Der Weg führte uns über die steinerne Brücke, die uns sanft über die Nagold führte.
Nach einem kurzen Marsch entlang des Flusses, vorbei am Friedhof Dillweißenstein und einigen Wohnstraßen, unterquerten wir bei Sonneberg eine Straße. Hier kamen wir an einer Trinkwasserstelle vorbei, die uns eine willkommene Erfrischung bot. Ein größerer Parkplatz zeugte davon, dass dieser Waldabschnitt oft von Pforzheimern aufgesucht wird, die hier spazieren gehen. Entsprechend belebt waren die Wege.
Der Abstieg zur Enz verlief noch relativ ruhig, doch als wir an der Enz angekommen waren, verläuft der Westweg einen Teil gemeinsam mit dem Enzradweg. Hier ist das Nebeneinandergehen bei schönem Wetter fast unmöglich, da der Radweg stark frequentiert war. Dennoch fanden wir an einigen ruhigen Stellen des Weges geheimnisvolle Orte, an denen das Wasser kühl und die Bäume im Schatten schützend wirkten.
An der Enz machten wir eine wohlverdiente Pause und tauchten unsere Füße ins Wasser. Die kühle Erfrischung war einfach herrlich und eine wahre Wohltat für unsere müden Beine. Aber Vorsicht – man sollte hier nicht zu lange verweilen, denn der Weg hatte noch einiges zu bieten. Unser Ziel war es, an diesem ersten Tag so weit wie möglich von Pforzheim und Neuenbürg wegzukommen, um dem Trubel am nächsten Morgen zu entkommen und die Stille zu genießen.
Über einen geschotterten Fuß- und Radweg führte uns der Westweg weiter entlang der Enz. Viel gibt es zu diesem Abschnitt nicht zu sagen, außer dass er eher unspektakulär war. Erst nach dem Überqueren einer Straße wurde es wieder schöner. Der Enzradweg biegt nun ab und verläuft nicht mehr parallel zum Westweg, sodass wir wieder mehr Ruhe genießen konnten. Wer es bis hierher geschafft hat, ohne eine Pause zu machen, sollte unbedingt an der Furt, die wir nun überquerten, eine Rast einlegen. Hier lohnt es sich, Kraft zu tanken und sich für die nächsten Etappen zu stärken.
Landschaftlich reizvoll setzte sich unser Weg an der Enz fort. Vorbei an der Eberhard-Essich-Hütte, die an diesem sonnigen Tag von zahlreichen Spaziergängern belebt war, unterquerten wir bald die B294 und die Enztalbahn. Dann stand der kurze, aber steile Aufstieg zur Burgruine Neuenbürg bevor. Wer diesen Anstieg als zu anstrengend empfindet, sollte überlegen, zum nächsten Bahnhof zu gehen und nach Hause zu fahren. Aber wir meisterten den Aufstieg mit brennenden Oberschenkeln und kamen ordentlich ins Schwitzen. Es war inzwischen 15:00 Uhr, als wir oben an der Ruine eine wohlverdiente Pause einlegten. Der Wasserhahn dort bot eine willkommene Möglichkeit, unsere Flaschen aufzufüllen – aber Vorsicht: Nicht immer ist er verfügbar!
Nach der Pause ging es dann über eine mittelalterliche Straße wieder steil bergab bis wir im Ort die Enz überquerten. Der Grund, warum wir den Aufstieg zur Ruine auf uns genommen hatten, war schnell erklärt: Der Ausblick von der Ruine auf den Ort war einfach herrlich. Doch leider hatten wir auch den nächsten Anstieg direkt vor Augen – einen noch längeren als den zuvor. Zunächst ging es entlang der Gasse Haffnersteige. Für müde Wanderer gab es hier glücklicherweise immer wieder eine Bank zum Ausruhen. Aber der Weg bergauf führte uns unweigerlich weiter, und als wir an der ersten Abzweigung ankamen, merkten wir, dass wir gerade mal ein Drittel des Aufstiegs geschafft hatten. Dieser Abschnitt war mit Abstand der steilste der ersten Etappe des Westwegs, aber im Vergleich zu den Herausforderungen, die uns in den späteren Etappen noch erwarteten, war er fast ein Kinderspiel.
Nach dem anstrengenden Aufstieg ging es durch den Ort und weiter auf einem unattraktiven Waldweg in Richtung Schwann. Der Weg war ziemlich geradlinig und nicht besonders spannend – vor allem, weil hier viele Spaziergänger unterwegs waren, die ihre Hunde ausführten. Es war inzwischen 17:00 Uhr, und die Sonne stand bereits tief im Westen, was den Abschnitt oberhalb von Schwann besonders anstrengend machte. Der Weg führte zwar direkt entlang des Waldes, aber an Schatten war nicht zu denken. Die Wiesen, die den ganzen Tag über der Sonne ausgesetzt waren, strahlten ihre gespeicherte Hitze ab, die uns nun als warmer Wind entgegenschlug.
Schließlich erreichten wir die Schwanner Warte, wo der erste richtige Brunnen auf uns wartete. Im Gegensatz zum Trinkwasserbrunnen bei Dillweißenstein, der mit dem öffentlichen Wassernetz verbunden war, war dieser Brunnen nicht als Trinkwasserquelle ausgeschildert. Doch das Wasser schmeckte erfrischend, und wir füllten unsere Flaschen wieder auf – eine Maßnahme, die wir dringend ergriffen, da der Weg nun weiter in den Wald führte. Mit jedem Schritt, den wir in den kühlen Wald vorrückten, spürten wir die angenehme Erleichterung der Frische, und je weiter wir in den Wald hinein gingen, desto weniger Menschen begegneten uns. Der Waldweg führte uns schließlich an den Herzogs Wiesen entlang, bevor wir an der nächsten Kreuzung auf die Änderung des Westwegs stießen, der seit 2019 in östliche Richtung abzweigte. Doch sowohl 2017 als auch 2020 blieben wir dem alten Verlauf treu, der uns weiter in nördliche Richtung und stetig bergauf führte.
„Lass uns nie mehr hierher kommen, es wird nie mehr so schön sein wie jetzt.“ – Dieser Gedanke kam mir, als wir an einem Ort vorbeigingen, der einst zu den schönsten des Westwegs gehörte. Der Wald, den wir durchquerten, war von sattem Grün und alten Bäumen geprägt, und die Wiesen waren von einem tiefen, frischen Saft. Doch heute standen wir vor einem Schild mit der Aufschrift: „Eisschlag, bei Blinklicht Weg gesperrt.“ In den Jahren seit unserer letzten Wanderung war der Wald verändert worden. Windräder wurden hier aufgestellt und verwandelten die einst so idyllische Landschaft in eine riesige, laute freie Fläche. Es war traurig zu sehen, wie sich die Natur an diesem besonderen Ort verändert hatte.
Am Grillplatz Dreimarkstein treffen der alte und der neue Verlauf des Westwegs wieder aufeinander. Dieser Ort ist sowohl 2017 als auch 2020 ein beliebtes Ziel für Wanderer und leider oft von Müll übersät. So hielten wir uns nicht lange auf und setzten unseren Weg schnell fort, um der Lärmkulisse der Landstraße zu entkommen. Kaum hatten wir die Straße gekreuzt, ging es weiter, und nach einem kleinen Knick in Richtung Westen erblickten wir schon bald die Schutzhütte Volzemer Stein.
Dieser Ort, noch ruhig und von Natur umgeben, lud uns zu einer wohlverdienten Pause ein. Hier, fernab der lauten Zivilisation, fanden wir Erholung. Im Jahr 2020 übernachteten wir an diesem beschaulichen Fleckchen, und obwohl der Boden aus Schotter besteht, war es mit bis zu vier Personen noch bequem. Die Seite zur Wanderstrecke hin konnte problemlos mit einem Tarp abgedeckt werden, wodurch wir eine gewisse Privatsphäre genossen und geschützt waren. Es war ein unvergesslicher Moment, inmitten der Natur, wo die Stille nur von den Geräuschen des Waldes und der sanften Brise durchbrochen wurde.
Das Naturdenkmal Volzemer Stein lässt nicht lange auf sich warten. Obwohl hier kein steiler Hang zu finden ist, hat sich eine beeindruckende Blockhalde gebildet. Diese entsteht durch das ständige Zusammenspiel von Regen und Sickerwasser, das das weiche, tonhaltige Sediment aus dem Felsen auswäscht. Infolge dieser Erosion brechen die Sandsteinblöcke durch die Wechselwirkungen von Wasser und Frost heraus, was zu einer fortwährenden Umgestaltung der Landschaft führt. Diese natürliche Kraft des Wetters hat den Volzemer Stein zu einem faszinierenden geologischen Phänomen gemacht, das immer wieder neue Einblicke in die Schöpfungskraft der Natur gewährt.
Wer Lust und Zeit hat, kann bei den Koordinaten N48° 47.987′ E8° 31.106′ einen kleinen Stichpfad nach Süden nehmen und den kleinen Volzemer Stein besuchen. Doch wir haben uns entschlossen, den Westweg weiter zu verfolgen, um schon bald die ersten Stimmen zu hören. Ein Bibel-Bilder-Kunstweg führt hier durch den Wald und lockt mit vielen Spaziergängern. Dem Weg folgend, geht es ein Stück in Richtung Dobel. Über eine Wiese erreicht man eine Kreuzung. Der Westweg führt an dieser Stelle nach Norden und führt dann durch Dobel, der Hauptstraße folgend.
Jedoch empfehle ich, den Weg Richtung Südwesten zu nehmen. Nach einem kurzen Abschnitt bergab geht es auf der Wildbader Straße weiter in westlicher Richtung bergauf, bis man an einem Trinkwasserbrunnen mit einer Sitzgelegenheit ankommt. Dieser Ort eignet sich hervorragend für eine Pause und eine Auffrischung der Wasservorräte. Ein Baum spendet wohltuenden Schatten, und wer mit mehreren Personen unterwegs ist, kann das Gepäck ruhig dort lassen, während jemand zur nahegelegenen Straße „Dorfwiesen“ geht, um beim örtlichen Laden einzukaufen. Das lohnt sich jedoch nur, wenn man noch bis Forbach etwas benötigt. Andernfalls ist es besser, in Forbach direkt am Westweg und am Bahnhof einzukaufen.
Etappendaten
Etappe 1: Pforzheim – Dobel (26,2 km, neue Wegführung Stand 2020)
Wegezeit: Ca. 6:00 Stunden, mit Gepäck etwas mehr.
Anstieg: 870m, Abstieg: 426m