Metallrüstungen Pflegen und entrosten
Dieser Bericht erschien in der Zeitschrift LARPzeit #60, ab Seite 49.
Jeder kennt es: Man holt seine Rüstung nach der Winterpause wieder hervor und das blanke Metall hat unschöne Rostflecken bekommen oder ist sogar komplett mit einer Flugrost-Schicht überzogen. Dies ist eigentlich immer auf eine falsche Rüstungspflege vor dem Einlagern sowie einer falschen Lagerung zurück zu führen.
In einer anderen Situation war jeder Rüstungsträger sicherlich schon einmal der nach einer Schlacht im Regen zurück kommt und direkt schon die ersten Flugrost-Flecken auf der Rüstung hat. Oder man hat die Rüstung am Abend vor dem Zelt vergessen und am nächsten Morgen hat man unschöne Rüstflecken obwohl es gar nicht mal geregnet hat.
Wichtig ist das man den Rost erst gar nicht entstehen lässt. Dies erreicht man nur durch eine entsprechende Pflege der Rüstung. Jedoch sollte man zuerst einmal wissen was Rost überhaupt ist: Rost ist ein Korrossionsprodukt. Eisen oder Stahl reagiert hier mit Sauerstoff und Wasser. Es oxidiert. Nun sind Sauerstoff und Wasser nun mal auch Bestandteile der Luft die wir atmen und besonders nachts legt sich die Luftfeuchtigkeit in Form von Tau auf allen ab was so auf der Wiese steht: Rasen, Zelte und eben auch Rüstungen.
Besonders in den Morgenstunden erwärmt sich die Luft im Sommer schneller als Gegenstände wie Rüstungen, und so setzt sich die Luftfeuchtigkeit der Nacht als Tau auf der Rüstung ab. Durch den Sauerstoff in der Luft reagiert das Metall und es oxidiert, die roten Rostflecken entstehen.
Noch einfacher hat es Rost, wenn bereits eine Vorschädigung des Materiales vorhanden ist: Dies können Kratzer und Löcher sein oder bereits vorhandene Rostlöcher. Als Faustregel kann man sich merken umso rauer eine Oberfläche ist umso eher setzt sich dort der Rost fest. Wenn man also Wert auf eine glänzende blanke Rüstung legt sollte man Kratzer und riefen möglichst vermeiden.
Das richtige Pflegen der Rüstungen auf einer Con
Während einer Con ist eine Rüstung sehr stark der Luft und Feuchtigkeit ausgesetzt. Gerade nach einer Schlacht im Regen sollte man deswegen möglichst schnell die Rüstung trocknen und neu ölen. Ich habe vor einiger Zeit mehrere verschiedene Produkte ausprobiert: WD40, Maschinenöl und Ballistol Universalöl. Am Ende bin ich bei Ballistol geblieben, weil ich hier den besten Schutz erhalten habe. Ein positiver Nebeneffekt ist hier das Ballistol zu 100% biologisch abbaubar ist was nicht gerade ein unerheblicher Faktor ist denn wir LARPer sind in der Regel auch draußen in der Natur unterwegs und jeder kennt es aus der Fahrschule: Ein Tropfen Öl verunreinigt bis zu 1.000 Liter Wasser. Okay, zugegeben, wer schmiert sich Schweröl wie es im Auto ist auf die Rüstung? Ich hoffe doch keiner. Dennoch finde ich das, wenn wir alle in der Natur unterwegs sind auch in unserem Hobby auf den Umweltschutz achten sollten wo es geht. Ein weiterer Vorteil an Ballistol ist das hier das Leder der Lederriemen nicht angegriffen, sondern gleich mit gepflegt wird.
Ist die Rüstung nach einer Schlacht feucht oder gar nass dann trocknet diese möglichst schnell ab und sprüht sie großzügig mit Ballistol ein. Anschließend kann man dieses mit einem Stofflappen auf der Rüstung noch mal etwas verteilen. Sollte sich bereits leichter Flugrost gebildet haben kann man diesen meist mit dem Stofflappen und dem Öl noch recht einfach heraus polieren. Anschließend sollte man die Rüstung an einem trockenen Ort aufstellen oder zumindest so lagern das ein direkter Bodenkontakt vermieden wird. Ich habe die Erfahrung gemacht das eine Lagerung im geschlossenen Zelt auf dem Boden dann kein Problem ist wenn dort eine Unterlage vorhanden ist, entweder der Zeltboden selber oder eine Lage Kunstrasen. Man sollte jedoch vermeiden die Rüstung direkt auf dem Kunststoff-Zeltboden zu legen, denn sollte doch mal Rost auftreten oder Wasser auf dem Boden stehen (Alle vom Drachenfest 2017 sollten diese Erfahrung gemacht haben dürfen) dann kann der Rost zu hässlichen Flecken auf dem Kunststoff führen.
Ich lagere meine Rüstung im Zelt über Nacht immer in offenen Kunststoff-Taschen welche auf einer Lage Kunstrasen liegen. So wird im Zelt nichts vom Öl verschmutzt, die Rüstung liegt an einer Stelle und die Gefahr über Nacht zu rosten ist sehr gering.
Das richtige Einlagern der Rüstung
Ist man nach einer Con zuhause angekommen und lädt das Auto aus sollte man sie vor dem Einlagern auf Rost prüfen und diesen möglichst schnell entfernen. Meist sind es hier noch nur oberflächliche Flugroststellen die man behandeln muss.
Ist alles soweit rostfrei geht es ans Einlagern der Rüstung. Wichtig ist hier ein trockener Raum mit möglichst wenigen Temperaturschwankungen. Am besten sind Kellerräume geeignet. Ist es im Keller jedoch feucht sollte man einen trockenen beheizten Raum im Wohnbereich bevorzugen. Temperaturschwankungen sollten vermieden werden, weil sich auf der Rüstung schnell Flugrost bilden kann. Der Effekt ist ähnlich wie im Winter im Auto: Man steigt in das kalte Auto ein und die Scheiben beschlagen sofort. Ähnliches passiert mit de Rüstung: Die Luft erwärmt sich schneller als die Metallteile der Rüstung und es entsteht Kondenswasser. Somit haben wir wieder eine perfekte Mischung zur Rostbildung: Wasser, Sauerstoff und Zeit. Im besten Fall eignet sich eine Rüstung, welche auf dem Dachboden überwintert, nur noch für Orks, Chaoten oder Banditen wo eine rostige Rüstung gewollt ist.
Es gibt Leute die schwören darauf die Rüstung zum Einlagern in Frischhaltefolie einzuwickeln. Dies ist aber kontraproduktiv denn eventuelles Kondenswasser kann so nicht mehr verdunsten und führt auf Dauer trotz eines Ölfilmes zu Rost. Gerade bei Temperaturschwankungen bildet sich auf der Folie Kondenswasser welches durch kleine Löcher oder zwischen den Lagen mit der Zeit auf die Rüstungsteile gelangt (Stichwort Kapillarverfahren).
Ich habe die besten Erfahrungen beim Einlagern gemacht indem ich die Rüstungsteile gut mit Ballistol eingeölt habe und an einem trockenen Ort mit möglichst wenigen Temperaturschwankungen gelagert habe. Zwar gibt es nach dem Winter eine schöne Staubschicht auf der Rüstung, die kann man aber einfach mit einem Stofflappen entfernen, Rüstung neu einölen und schon ist sie Einsatzbereit.
Wenn nun doch etwas mehr Rost auf der Rüstung ist…
Was ist nun aber wenn man größere Rostflecken hat oder gar die halbe Rüstung über Nacht angerostet ist, weil sie zum Beispiel vor dem Zelt lag? Oder man holt die Rüstung nach dem Winter vom Dachboden und stellt fest das sie komplett mit Rost überzogen ist?
In diesem Fall muss man nicht verzweifeln, jedoch hat man eine Menge Arbeit vor sich. Die Rüstung muss vom Rost restlos befreit werden und das erreicht man durch Schleifen. Anfangen tut man mit 1000er Schleifpapier. In besonderen Härtefällen kann man auch mit 600er Schleifpapier anfangen, das jedoch nur um die gröbsten Rostpartien zu entfernen denn während des Schleifens muss man immer feineres Papier nehmen damit die Riefen im Metall nicht zu groß werden. Ist der Rost entfernt nimmt man am besten Polierpaste aus dem Automobilbedarf und einen weichen Stofflappen und fängt an die betroffenen Stellen mit kreisförmigen Bewegungen zu polieren. Allgemein muss man darauf achten dass man beim Abschleifen und polieren die Bewegungen nicht immer in die die gleiche Richtung macht weil vorhandene Riefen sich so vergrößern würden.
Ist der Rost entfernt und alles wieder so wie gewünscht sollte man das einölen der Rüstung natürlich nicht vergessen.
Wer zuhause den Rost entfernen möchte kann anstatt einem Poliertuch auch eine Schwabbelscheibe auf einen Akkuschrauber / Bohrmaschine befestigen und so dann einfacher polieren. Auf einer Con könnte das eher problematisch werden, spätestens dann wenn man jemanden die komischen Geräusche erklären muss die da aus dem Zelt kommen und das Ambiente stören.
Zum Schluss noch ein Tipp: Die Innenteile der Rüstung kann man mit Lack behandeln und so vor Rost schützen. Entweder man klebt die Rüstungsteile ab und bearbeitet sie mit einer Sprühdose mit schwarzem Lack oder man holt sich eine Dose Buntlack auf Kunstharz-Basis und pinselt damit die Rüstung ein. Zweiteres hält meiner Erfahrung nach besser als Sprühlack. Egal welche Methode man wählt, wichtig ist das man dies an einem gut belüfteten Ort macht und das die Temperatur stimmt: Lack und Rüstungsteile auf 40-50°C erwärmen und dann den Lack auftragen. Dann hält er am besten.