Leder härten
Oftmals strebt man danach, dass die Lederbeinschienen noch widerstandsfähiger werden, um den dornigen Brombeersträuchern, die gefühlt in jedem Wald zu finden sind, nicht mehr ausweichen zu müssen. Oder man möchte sicherstellen, dass die Rüstung ihre Form behält. Hier kommt es darauf an, das Leder zu härten, indem man seine molekulare Struktur verändert. Das klingt vielleicht kompliziert, ist es aber nicht. Es gibt verschiedene Methoden, um das Leder zu härten. Wichtig ist bei jeder Methode, zunächst mit kleinen Probestücken zu arbeiten, um ein Gefühl für das Leder zu entwickeln.
Methode 1: Leder im Backofen härten
Was ihr braucht:
- Großer Eimer
- Schnur, Faden, Nägel, Holz (Zum Bauen der “Backform”, optional)
- Backofen
Zunächst wird die Möglichkeit vorgestellt, Leder mithilfe des Backofens zu härten. Dazu wird ein Eimer benötigt, in den Wasser gefüllt wird, das möglichst Zimmertemperatur haben sollte.
Es ist wichtig, dass diese Methode nur bei pflanzlich gegerbtem Leder angewendet wird, da sie hier am besten funktioniert. Je nach Dicke und Qualität des Leders sollte es zwischen 10 und 30 Minuten lang in das Wasser eingeweicht werden, bis es sich vollständig mit Wasser vollgesogen hat.
Währenddessen sollte der Backofen auf 50°C vorgeheizt werden. Sollte der Ofen nicht auf eine so niedrige Temperatur eingestellt werden können, wird die niedrigste mögliche Temperatur verwendet. Je höher die Temperatur ist, desto stärker ist die Wasserverdampfung, was möglicherweise zu einer Verfärbung des Leders führen kann. Außerdem schrumpft das Leder durch die Hitze noch stärker als ohnehin schon durch diese Härtungsmethode.
Nachdem das Leder aus dem Wasser genommen wurde, wird es nach den eigenen Wünschen geformt. Da das Leder jedoch seine Form nur schwer hält, sollte eine Art Backform gebaut oder das Leder gezwungen werden, in der gewünschten Position zu bleiben, beispielsweise mit Schnüren, Nägeln oder Holz. Anschließend wird das fertig geformte Leder in den Backofen gelegt. Die Backzeit beträgt 20 bis 90 Minuten, abhängig von der Dicke des Leders. Sobald sich das Leder trocken anfühlt, wird es aus dem Ofen genommen, da es sonst brüchig wird. Bei Zimmertemperatur kann das Leder dann in Ruhe abkühlen.
Methode 2: Leder mit Wasser härten
Was ihr braucht:
- Großer Eimer
- Großer Kochtopf
- Kochthermometer
- Werkzeug zum Leder formen (Optional)
Eine weitere einfache Methode besteht darin, das Leder mit Wasser zu härten. Dabei ist es wichtig, dass diese Technik nur bei pflanzlich gegerbtem Leder angewendet wird, da sie hier am besten funktioniert. Das Leder wird einfach in ein Wasserbad mit Zimmertemperatur getaucht. Nach etwa 10 Minuten sollte es gründlich eingeweicht sein.
Während das Leder einweicht, kann man in einem großen Topf Wasser erhitzen, idealerweise auf genau 82°C. Da nicht jeder zu Hause ein Thermometer besitzt, um solche Temperaturen im Wasser zu messen, kann man das Wasser auch langsam erhitzen und gelegentlich vorsichtig seine Hand hineintauchen. Sobald man die Hand nicht länger als einen kurzen Moment (ungefähr eine Sekunde) im Wasser lassen kann, sollte man das Wasser nicht weiter erhitzen. Es wird jedoch keine Haftung für eventuelle Verbrennungen übernommen, daher ist es ratsam, mit einem Thermometer zu arbeiten. Einige Leute tauchen das Leder auch in kochendes Wasser, um es zu härten. Dies wird jedoch nicht empfohlen, da das Leder dort schneller versteift, brüchig wird und die Oberfläche möglicherweise nicht gleichmäßig hart wird.
Sobald das Leder eingeweicht ist und das Wasser die richtige Temperatur erreicht hat, wird es aus dem kalten Wasser genommen und in das warme Wasser gelegt. Bereits nach einer Minute kann man beobachten, wie das Leder dunkler wird und sich zusammenrollt. Nach insgesamt 90 Sekunden ist das Leder so weit gehärtet, dass es noch gut bearbeitet (gebogen) werden kann und die Gefahr des Brechens noch nicht so hoch ist. Je länger das Leder jedoch im warmen Wasser bleibt, desto größer ist die Gefahr des Brechens, allerdings wird es dann auch insgesamt steifer.
Nach dem Herausnehmen aus dem warmen Wasser kann das Leder für ca. 1-2 Minuten gedehnt werden. Es bleibt ca. eine Stunde lang biegsam. Anschließend lässt man das Leder einfach bei Zimmertemperatur abkühlen und mehrere Stunden lang trocknen.
Beim Trocknen wird das Leder etwas schrumpfen, was völlig normal ist und beim Biegen berücksichtigt werden sollte.
Methode 3: Leder mit Wachs härten
Was ihr braucht:
- Backofen
- Bienenwachs
- Großen Kochtopf
- Altes Einmachglas oder alte Dose
- Großer Pinsel
- Zeitungspapier
- Schnur, Faden, Nägel, Holz (Zum bauen der Form, optional)
Eine etwas aufwändigere Methode zur Lederhärtung ist die Verwendung von Wachs. Der Vorteil hierbei ist jedoch, dass diese Methode mit nahezu allen Ledersorten funktioniert. Heize den Backofen auf 90°C vor und lege dann das Leder hinein. Es muss dann für 30 Minuten backen. Dieses Backen ist wichtig, da es im Leder einige Moleküle verflüssigt und zerlegt, sodass es biegsamer wird. Sobald sich die Moleküle wieder verfestigen, bildet sich eine neue Struktur, die das Leder schon etwas härter macht. Wichtig ist jedoch darauf zu achten, dass das Leder nicht zu heiß wird oder zu lange im Ofen bleibt, da es sonst schnell brüchig wird.
Während das Leder im Ofen backt, kann man Bienenwachs schmelzen. Dabei ist es wichtig, reines Bienenwachs zu verwenden. Zwar sind auch andere Wachssorten möglich, aber mit Bienenwachs erzielt man das beste Ergebnis. Das Wachs sollte jedoch niemals direkt auf dem Herd erhitzt werden, sondern nur in einem Wasserbad, damit es nicht anbrennt. Dazu nimmt man am besten einen großen Topf, füllt ihn mit Wasser und erhitzt ihn. Geeignet ist auch ein großes Glas oder eine alte Dose, die in das Wasserbad gestellt wird. Sobald das Wachs anfängt zu schmelzen, wird es mit einem Einweglöffel umgerührt, bis es komplett flüssig ist.
Nun nimmt man das Leder aus dem Ofen und legt es auf Zeitungspapier. Man formt es nach den eigenen Wünschen und beginnt dann, das Wachs mit einem großen Pinsel auf das heiße Leder aufzutragen. Das Leder saugt das Wachs auf. Falls das Wachs nicht vom Leder aufgesaugt wird, ist das Leder noch nicht warm genug oder zu weit abgekühlt.
Das Leder wird dann wieder in den Ofen gelegt und erneut erhitzt. Dann wird das Verfahren wiederholt: Das Leder wird aus dem Ofen genommen, das Wachs wird "aufgemalt" und so weiter. Dies geschieht so lange, bis das Leder kein Wachs mehr aufnimmt. Das Wachs verändert die Farbe des Leders leicht. Man erkennt, dass das Leder an allen Stellen so viel Wachs wie möglich aufgenommen hat, wenn es eine gleichmäßige Farbe hat. Nun muss das Leder nur noch abkühlen und ist dann kaum noch zu verbiegen.
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Eine wichtige Warnung muss hier ausgesprochen werden: Das Leder darf niemals heißes Metall berühren. An der Berührungsstelle kann das Leder "verbrennen", wodurch eine Marke zurückbleibt, die nicht mehr entfernt werden kann!
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